Der Frühling hat in den letzten zwei Wochen seine volle Kraft entfesselt: früh- und spätreifende Rebsorten haben die Knospen entfaltet und befinden sich teilweise schon im 3-5 Blatt Stadium mit sichtbaren Blütenansätzen… Dieser doch recht frühe Austrieb treibt uns voran und wird gottseidank durch etwas kühlere Nächte eingebremst – man spürt aber die explodierend wollende Lebenskraft!
Spätestens jetzt müssen die Weingärten für die neue Saison gewartet sein: alle Drähte gespannt und kaputte Steher getauscht.
Wir haben aufgrund der sehr trockenen letzten Wochen keine neuen Begrünungen angebaut, weil kein Regen in Sicht war. Das Wetter soll sich hoffentlich ändern aber genau weiß man es nie darum greifen wir jetzt zu einen „Kunstgriff“: um die immer stärker werdende Wasserkonkurrenz durch langsam überhand nehmende Beikräuter zu bremsen, bauen wir jede zweite Rebzeile neu an: auf die vergraste Fläche wird vorerst von Hand die Saat aufgesät. Dann wird sehr bewusst und einfühlsam mit den Bogenmesser unserer alten Fräse die verdichtete Grasfläche durchtrennt und mit den aufgesäten Samenkörner sanft durchgemischt. Das ergibt einen drei bis fünf Zentimeter dicken schützenden Mulch in dem die Samenkörner auf den Regen warten. Gleichzeitig bleibt die Erde vor Erwärmung und Austrocknung geschützt. Wenn es dann endlich einmal regnet werden die auf unser sehr trockenes Klima ausgewählten Saaten sofort keimen: dies sind alte robuste Sorten wie Nackthafer, Nacktgerste und die unverwüstliche Zottelwicke die selbst in Halbwüsten gedeiht. Ergänzt wird mit Fenchel, Koriander und Esparsette. (danke lieber Wilfried Hartl vom Bioforschungsinstitut Austria für diesen Trick!)
Danach beginnen wir mit dem „Stammputzen“ und dem „zweiten Rebschnitt“: beim Putzen des Hauptstammes werden kleine Triebe von Hand entfernt, manche Sorten wie Grüner Veltliner bilden sehr sehr viele – dies ist eine genetische Erinnerung der Reben an ihre Zeit vor hunderttausenden Jahren als sie am Rande der Urwälder ihren Lebensraum absicherten..
Am Kopf des Rebstammes und den Bögen links und rechts davon werden endgültig die Weichen für die Qualität gestellt: noch kann man geschickt mit den Fingern jeden zweiten Trieb ausbrechen um Platz für mehr Durchlüftung und Entspannung unter den Weinreben zu schaffen. Kümmertriebe und Doppeltriebe werden entfernt. Bis jetzt wurden viel mehr Triebe als notwendig mitgenommen um eine Reserve bei Naturereignissen wie starken Frost zu haben (2012, 2016, 2017). Aber jetzt wird der Rebstock wird von uns endgültig auf seine individuelle Leistungsfähigkeit eingestellt, es ist eine sehr lange und einfühlsame Arbeit die viel Hingabe erfordert, sozusagen unsere „Extrameile“ an die Weinreben, deren Ertrag damit reduziert wird. Unser Motto; weniger am Stock ist mehr im Glas!
Im Weinkeller haben wir gerade den Grünen Mann 2018 aus dem Fass gehoben. Ein absolut potenter Grüner Veltliner der Reserve Klasse mit exotischer Brillanz. Wir sind sehr glücklich über das Ergebnis! Unglaublich, fast schon 2 Jahre ist es her als wir diese Trauben ernteten. Die Lese für den Grünen Veltliner begann damals in den frühen Morgenstunden des 28.August wegen der hohen Temperatur am späteren Vormittag!!! Das Ziel war viel Frucht, Säure und wenig Alkohol – ganz schön fordernd im Hitzejahr 2018, welches uns bestätigt, dass man seine gewohnte Bewirtschaftung ändern muss und auch wirklich spannende und geniale Weine zu keltern! Wie das schmeckt? Überzeugt Euch selbst!
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